lessons learnt

Unveraenderliche lehre

Unveränderliche Lehre

Lectio. Disputatio. Repetitio. Glossa. Collegia.

Das waren Frameworks der akademischen Lehre im 11. Jahrhundert in Bologna. Und das waren sie auch noch 200 Jahre später in Cambridge. Und, surprise: sie sind es immer noch, 700 Jahre später.

Warum?

Ist das dem "Lindy-Effekt" geschuldet? Dem Prinzip, dass sich alle Ideen, die lange bestehen, auch weiterhin bewähren werden?

Oder fehlt uns der Mut und die Fantasie, neue Formen der Lehre auszuprobieren? Und wäre das nicht eines der Felder, in den Europa noch Vorreiter sein kann?

Early Adopters

Early Adopters sind mehr als erste Nutzer – sie inspirieren und formen Innovationen.

Airbnb entstand aus einer fixen Idee. Dem Team war nicht sofort klar, für wen Airbnb die richtige Lösung sein würde. Die erste Gruppe von Nutzern waren Konferenzbesucher. Diese Reisenden suchten nach einer Unterkunft in direkter Nähe zur Veranstaltung, da die guten Hotels ausgebucht waren. Ebenso wichtig war eine zweite Gruppe: Personen mit Wohnungen in San Francisco. Sie hatten ein geringes Einkommen und suchten eine flexible Möglichkeit, ihre Miete zu bezahlen. Diese Hosts erweiterten das Angebot der Plattform. Sie gaben den Gründern tiefe Einblicke in die tatsächlichen Bedürfnisse und Herausforderungen der Nutzer. Beide Gruppen trugen durch ihre Offenheit und ihr frühes Feedback entscheidend zur Entwicklung von Airbnb bei (1).

Auch das Team „Smart Clothing“ sucht nach potenziellen Early Adopters. Es identifiziert mehrere mögliche Gruppen. Dazu gehören Lastwagenfahrer mit Haltungsproblemen, die von smarter Kleidung profitieren, um ihre Körperhaltung zu verbessern und Schmerzen zu vermeiden. Eine weitere Gruppe sind Leistungssportler, die ihre Performance durch sensorbasierte Kleidung optimieren möchten. Aber würden diese Zielgruppen frühe, und möglicherweise noch unzuverlässige Prototypen annehmen?

Das Team entscheidet sich schließlich für eine vertrautere Zielgruppe: Programmierer. Diese arbeiten oft hochfokussiert und empfinden Ablenkungen, wie Notifications, als belastend. Viele dieser Benachrichtigungen lassen sich jedoch nicht einfach abschalten. Das Team stellt sich daher die Frage, ob smarte Sensorik, die den Fokus eines Programmierers misst und Notifications nur in Phasen der Ablenkung oder in Pausen zulässt, den Bedürfnissen dieser Zielgruppe gerecht werden kann.

Mit diesen potenziellen Early Adopters im Fokus treibt das Team die weitere Entwicklung voran.

(1) Die Informationen über Airbnb stammen aus dem Essay von Paul Graham, verfügbar unter: https://paulgraham.com/airbnbs.html. ↩

Fokus

Fokus: 3 Erkenntnisse

  1. Kein Fokus: keine Energie

Als Team beschäftigten wir uns zunächst mit einem von außen eingebrachten Vorschlag: Smart Clothing für „gestresste Programmierer“. Doch wer sollte damit gemeint sein? Die Studierenden war selbst Programmieren: einige von ihnen fanden sich nicht darin wider, andere empfanden die Vorstellung als zu abstrakt. Das Ergebnis? Die Diskussion drehte sich im Kreis, und das Team kam nicht weiter. Ein breiter Fokus mag mehr Möglichkeiten bieten, aber oft lähmt er den Fortschritt.

  1. Ein Fokus entsteht durch gemeinsame Interessen

Als nächsten Schritt schlug ich vor, dass die Studierenden für sich entscheiden, auf welche Aspekte sie selbst am meisten Lust hatten. Die Gruppe teilte sich daraufhin in zwei Teams auf, die anhand dieser geteilten Interessen ihren Fokus fanden. Diese Interessen boten den Teams einen klaren Startpunkt für ihre erste Iteration. Wir hatten weiterhin viele Fragen, aber diese standen uns nicht weiter im Weg.

  1. Ein klarer Fokus schafft schnell sichtbare Ergebnisse

Als die Teams ihre geteilten Interessen als Grundlage nahmen, kam das Projekt sofort in Fahrt. Anstatt lange über Zielgruppen zu debattieren, konnten die Studierenden konkrete Ideen entwickeln und erste Prototypen entwerfen. Der Unterschied war spürbar: Mit einem klaren Ziel wurde aus abstrakten Konzepten greifbare Fortschritte.

Agil bleiben

Agil bleiben

Die meisten Projekte sind kaum wirklich agil, obwohl jeder weiß, dass es besser wäre. Warum? Weil wir es uns selbst verbauen – durch kleine Entscheidungen.

In unserem Bachelor-Projekt zum Thema „Smart Clothing“ arbeiten zwölf Studierende daran, innovative Ideen zu finden und in Prototypen zu übersetzen.

In einem der ersten Meetings kam der Vorschlag einer betreuenden Lehrkraft, die Projektarbeit mit einer Studie zu flankieren. Die Idee klang zunächst gut. Mehr Testergebnisse könnten die Projektarbeit gut ergänzen. Doch auf den zweiten Blick wirkte die Idee wie ein Stolperstein für das Projekt: Um eine Studie ordnungsgemäß durchzuführen, hätte das Studiendesign bereits drei Monate im Voraus feststehen müssen. Der nötige Ethikantrag hätte alle weiteren Anpassungen blockiert.

Stattdessen haben sie sich entschieden, mit schnelleren Methoden wie spontanen Nutzerinterviews Feedback zu sammeln und flexibel zu iterieren.

Agilität bedeutet, bewusst Entscheidungen aufzuschieben, um Freiraum für Anpassungen zu lassen. Oft blockieren uns schon kleine, verfrühte Festlegungen.

(Danke an Nikolas Rieger für sein Feedback zum Draft.)